Bild von Susanne Köb

Bild: Susanne Köb

 

Olympe de Gouges (1748-1793), geboren als Marie Gouze im südfranzösischen Städtchen Montauban, war eine überzeugte Vertreterin der Ideen der Aufklärung und kann als eine der ersten Frauenrechtlerinnen bezeichnet werden.

Unter ihrem Künstlernamen schrieb sie gesellschaftspolitische Romane und Theaterstücke. Gleich in ihrem ersten Stück beklagt sie die unmenschliche Behandlung der Sklaven in den Kolonie und tritt vehement für die Abschaffung der Sklaverei ein. Olympe wurde auch zur eifrigen Verfechterin der Frauenrechte. Sie war damit ihrer Zeit weit voraus. Frauen durften damals weder wählen noch öffentliche Ämter bekleiden. Ihr Eigentum gehörte automatisch dem Ehemann und auch ihren Beruf durften Frauen nicht frei wählen. 1786 veröffentlichte Olympe de Gouges einen Briefroman, in dem sie ihren Standpunkt zu den Rechten der Frauen deutlich machte und u.a. die Benachteiligung unverheirateter Mütter und ihrer als „Bastard“ beschimpften Kinder kritisierte.

De Gouges forderte soziale Maßnahmen für die ärmsten Teile der Bevölkerung, zu deren Finanzierung sie die Einführung einer Luxus- und Glücksspielsteuer vorschlug. Sie forderte Bildung für alle Bevölkerungsschichten und für Frauen, sie setzte sich für die Trennung von Kirche und Staat ein, regte eine Strafrechtsreform an und kämpfte gegen die Todesstrafe. Ihre Meinung tat sie auch auf Plakten kund, die sie in ganz Paris anbringen ließ.

Wie viele Schriftstellerinnen war auch Olympe de Gouges harter Kritik von männlicher Seite ausgesetzt. Vor allem Frauen, die politisch Stellung bezogen, wurden von Männern angegriffen und diskreditiert.

Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin

Auch die Französische Revolution änderte an dem Ungleichgewicht zwischen den Rechten der Geschlechter nichts. In der „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ vom August 1789 war von Frauen nicht die Rede – Freiheit und Gleichheit galten ausschließlich für die männliche Bevölkerung. Empört darüber verfasste Olympe 1791 die „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“. Ihre darin erhobenen Forderungen schickte sie der Königin Marie Antoinette. Doch diese hat kein Interesse daran erkennen lassen.

Olympe kritisierte auch den Verlauf der Revolution, wehrte sich gegen Gewalttätigkeit und Blutvergießen, trat für offene Diskurse und Kompromisse ein. Sie warnte unermüdlich vor Hetzern und Demagogen. Sie war auch eine strikte Gegnerin der Todesstrafe,. Bald geriet sie ins Visier der Mächtigen und bald zwischen alle Fronten. Im Herbst 1793 wurde sie verhaftet und kurz nach Marie Antoinette hingerichtet. Noch aus der Haft klagte sie ihre Gegner an: „Ist nicht in Artikel 7 der Verfassung die Meinungs- und Pressefreiheit als kostbarstes Gut des Menschen verankert? Wären denn diese Gesetze und Rechte, ja die ganze Verfassung nichts weiter als hohle Phrasen, jedes Sinnes entleert? Wehe mir, ich habe diese traurige Erfahrung gemacht.“

Susanna Oberforcher: Warum ich diese Geschichte erzähle

Als ich vor einigen Jahren das erste Mal von Olympe de Gouges hörte, von ihrem Mut, noch inmitten eines Gewaltregimes für ihre humanistischen Ideen einzutreten, war ich überrascht, dass diese Frau, die couragiert eine faire Vermögensaufteilung zur Linderung der Armut gefordert hatte, der breiten Öffentlichkeit – selbst in Frankreich – weitgehend unbekannt ist. Dort wurde sie lange als Monarchistin gesehen, weil sie sich öffentlich gegen die Hinrichtung des Königs eingesetzt hatte. Einmal mit diesem Etikett versehen, dauerte es sehr lange, bis die Frauenbewegung des späten 20. Jahrhunderts Olympe de Gouges neu entdeckte und endlich ihr öffentliches Eintreten für die Rechte der Frau würdigt.

Neben dem Aspekt der Frauenrechte hat mich die Frage beschäftigt, wie es passieren kann, dass eine Bürgerin, die nichts anderes tat, als ihre Gedanken zu Papier und an die Öffentlichkeit zu bringen, für die herrschende Staatsmacht zu einer solchen Gefahr werden konnte, dass sie zuerst ihrer Freiheit beraubt und dann sogar im Namen des Staates getötet wurde. Diese Frage stelle ich mir auch, wenn ich aktuelle Nachrichten über JournalistInnen höre, die in der Türkei von ihren Schreibtischen weg verhaftet werden, oder von TeilnehmerInnen an Demonstrationen in Hongkong, im Iran, in Rußland,…. Wie groß ist ihre Chancen auf einen fairen Prozess? Wie schaut ihr Leben nach ihrer Freilassung aus? Und wie selbstverständlich finden wir, die wir diese Nachrichten täglich hören, unseren Rechtsstaat, der so selbstverständlich vielleicht nicht ist?

Mit unseren Aufführungen möchte ich dazu beitragen, die Geschichte dieser mutigen Frau, die bis heute aktuell und brisant ist, bekannter zu machen.

Ursprünglich als Bühnenstück geschrieben unter dem Titel „Frauenmut – die Geschichte der Olympe de Gouges“ habe ich während der Pandemie auch eine Strassenfassung erarbeitet und 2021 und 2022 aufgeführt unter dem Titel „Die Rebellin und der Komponist“ als theatralen Spaziergang mit Musik.

Akkordeon und Gesang: Heidelinde Gratzl
Chronistin: Christine Neuwinger
Olympe de Gouges: Susanna Oberforcher
Regie: Christine Markl

Zu guter Letzt und auch wenig bekannt:

Wien ist Menschrechtsstadt!

Der Wiener Gemeinderat hat am 19. Dezember 2014 die Deklaration zur Menschenrechtsstadt beschlossen.

Darin heißt u.a. ….„Unter dem Motto „Menschenrechte gehen uns alle an“ stärkt und ermutigt die städtische Bildungsarbeit sowohl ihre Bediensteten als auch die Wiener Bevölkerung, sich der Menschenrechte in ihrem täglichen Handeln bewusst zu werden und zivilcouragiert im Alltag und Zusammenleben zu handeln.

www.menschenrechtsstadt.wien.at

mit freundlicher Unterstützung von

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner